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«Um eine „neue Einfachheit, einfach zu spielen, einfach zu hören“ ist es Renaud-Gabriel Pion und dem ungewöhnlich besetzten, mit ihm zwölfköpfigen Ensemble 1529 (auf fünf der 14 Stücke ist auch Gitarrist Bill Frisell als Gast zu hören) auf Spiritus zu tun. Diese Einfachheit bedeutet aber keineswegs „leicht“ oder gar „oberflächlich“. Pion schöpft aus verschiedenen Quellen: nicht nur aus Jazz oder westlicher Popularmusik, sondern genauso aus Minimalismus, Impressionismus und Barock (so ist in einem Stück auch ein Countertenor zu hören) und vielfältigen ethnomusikalischen Einflüssen, etwa aus Armenien, Indien, dem Iran oder der Türkei. Diese Elemente werden von Pion vollständig in seine Musik integriert, sodass nie auch nur der Anflug eines bloßen Eklektizismus aufkommt. Die zu Gehör gebrachten Kompositionen sind, obwohl tatsächlich vergleichsweise einfach zu spielen, durchaus musikalisch anspruchsvoll: Es wird u. a. mit verschiedenen rhythmischen Feinheiten, Modalitäten, skalaren Überlagerungen oder auch Polytonalität gearbeitet. Obwohl der Tonträger einen einheitlichen, einigermaßen kühlen Gestus aufweist – nicht zuletzt auch durch die durchgehend recht gemäßigten bis langsamen Tempi –, bietet Spiritus doch ansprechende Vielfalt und kann immer wieder auch mit neuen, durchaus überraschen- den Wendungen aufwarten. Zudem gelingt auf der Platte etwas nicht grade Unwesentliches: Dies ist tatsächlich eine spezifisch eigenständige Musik, wie man sie genauso noch nicht gehört hat. Oft wurde in Zusammenhang mit Jazz – und in dessen Umkreis bewegen sich Pion & Co hier dennoch nach wie vor – der nicht wirklich übersetzbare Begriff sophistication gebraucht, um ganz bestimmte Qualitäten dieser Musik zu beschreiben. Spiritus ist, Einfachheit hin oder her, im besten Sinne äußerst sophisticated.» Bertl, Freistil (DE) Jan-Feb 2020

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